Habe ich Dir schon mal die wahre Geschichte erzählt, wie ich fast gestorben wäre? Wie es war, eine Woche innerlich voll bewusst, aber von außen gesehen in einer Art Koma zu sein? Zu schweben zwischen Leben und Tod?
Alles begann an einem sonnigen Nachmittag in der kleinen Stadt Pai im Norden Thailands. Ich war (mal wieder) auf einer großen Reise durch Südostasien um nun endlich das zu finden, wonach ich schon so lange suchte - mein Lebenssinn. In mir drin nagte seit der Pubertät eine Ungewissheit, wie Du sie vielleicht auch kennst– was sollte ich bloß mit meinem Leben anfangen? Wieso war ich hier auf der Erde? Ich habe schon als Kind gespürt, dass mein Leben aus mehr bestehen muss, als aus einem Beruf, der mir finanzielle Sorgenlosigkeit garantiert. Doch ich wusste, solange ich meinen Lebenssinn nicht verstehe, würde ich niemals glücklich werden. Ja, ich hatte schon viele hochspirituelle Durchbrüche gehabt. Meine spirituellen Erfahrungen haben mir zwar geholfen, die Zusammenhänge des Lebens besser zu verstehen und meine Angst vor dem Tod zu verlieren, aber das Wichtigste fehlte mir immer noch: Ich war nicht glücklich. Ich war ganz sicher, aus einem wichtigen Grund hier zu sein, aber ich hatte immer noch keine Ahnung was dieser Grund ganz genau war – ganz zu schweigen davon, ihn auch noch umzusetzen. Auch mein Körper wollte einfach nie so wie ich - ständig war ich krank. Seit meiner Geburt habe ich gefühlt mehr Zeit mit Schmerzen als ohne erlebt. Ich wollte diesen Körper einfach nicht mehr haben, weil er mir alles so schwer gemacht hat.
Beim meditieren war alles immer so leicht und einfach, bis ich zurückmusste in die Realität. Ich habe es einfach nicht geschafft, die guten Gefühle und hilfreichen Erkenntnisse, die ich beim meditieren in die anderen Ebenen bekam, mit hier her zu bringen. Es gab die “spirituelle” Ebene und die Erde. Es brachte mich zur Verzweiflung, dass ich es einfach nicht geschafft habe, diese Zustände HIER zu erleben. Am liebsten hätte ich den ganzen Tag nur meditiert und nichts anderes mehr getan (was ich auch durchaus oft getan habe:-) ).
Aber meiner Lebensaufgabe kam ich trotzdem nicht wirklich näher. Noch dazu hatte mir der Mann, den ich über alles geliebt habe und mit dem ich meine gemeinsame Zukunft geplant hatte, völlig unerwartet eine verständnisheischende E-Mail geschickt, dass eine andere Frau ein Kind von ihm erwartete. Mitten im Intenetcafe brach ich zusammen und der ganze Schmerz der letzten Jahre spülte über mich hinweg. Damals glaubte ich, niemand auf der ganzen Welt kann diese Art von tiefem Schmerz nachvollziehen. Mein einziger Anker, der einzige Mensch, der mich jemals wirklich verstanden hat, würde nun nicht mehr Teil meines Lebens sein. Es fühlte sich an wie eine Wiederholung. Denn genauso plötzlich war auch mein Vater, als ich 8 Jahre alt war, durch einen tödlichen Unfall für immer verschwunden. Ich war alleine. Mal wieder. Völlig alleingelassen. Abgrundtiefe Verzweiflung hatte mich gepackt. Warum nur, passierte mir eine schlimme Sache nach der Nächsten? Warum mussten alle Menschen die ich geliebt habe, mich wieder verlassen? Warum nur musste ich ständig Schmerzen ertragen? Warum konnte ich nicht wie andere Menschen einfach glücklich sein und mein Körper mich in Ruhe lassen? Wenn nicht mal der Mensch, den ich über alles geliebt habe ehrlich zu mir war und mich so tief verletzen kann - was hat dann alles noch für einen Sinn?Wenn mein Herz sich so täuschen konnte - denn ich war mir zu 1000 % sicher gewesen, das Nichts auf der Welt uns jemals auseinander bringen könnte - wem oder was kann ich denn dann überhaupt noch vertrauen? Nicht mal mehr mir selbst…..
Wenn mich in den darauffolgenden Monaten ein Auto überfahren hätte, es wäre mir völlig egal gewesen. Denn zu sterben erschien mir die weitaus bessere Alternative, als diesen Schmerz noch länger ertragen zu müssen. Heute weiß ich, dass ich nicht die Einzige bin, der schlimme Dinge passieren. So kam es, wie es immer kommt, wenn ich emotional und psychisch geschwächt bin. Ich wurde richtig schlimm krank.
Seit Wochen hatte ich Durchfall, aber das schien eigentlich noch ganz normal bei einer Reise durch Südostasien. Wer hatte schon NICHT diesen fiesen Durchfall, wenn er gerade aus Indien kam? Doch seit 2 Tagen plagten mich nun auch noch Schwindelattacken und Migräne – so schlimm, dass meine Freundin Susi, mich stützen musste, damit ich beim laufen zur Toilette nicht hinfiel. Bis vor wenigen Tagen war ich alleine unterwegs gewesen und es war, als hätte mein Körper absichtlich mit den richtig schlimmen Symptomen auf ihre Ankunft gewartet.
So lag ich völlig erschöpft vom Kranksein in meiner Hängematte mit Blick auf die Berge rund um Pai – alles erschien friedlich und ruhig. Ich war schon so oft schlimm krank gewesen, dass ich mir nichts weiter dabei dachte. „Wird schon wieder – in ein paar Tagen ist es bestimmt vorbei“.
Doch von einer Minute auf die andere war alles anders.
Susi begann auf einmal mich anzuschreien. „Wo bist du?“ „Sarah, bleib hier!“ Ihr Gesicht spiegelte Angst und Verzweiflung. Ich verstand nicht, warum, ich lag doch hier, direkt neben ihr... Ich öffnete meinen Mund, um ihr zu sagen, dass alles in Ordnung sei, aber in dem Moment wurde ich so weit weggezogen, von einem unsichtbaren Sog, dass mein Körper mir nicht mehr gehorchte. Jetzt packte auch mich die Angst. Ich redete mit ihr und konnte sie sehen, doch ich konnte sie nicht mehr hören. Und sie mich auch nicht. Ich wurde immer weiter fortgezogen in eine andere Welt hinein, von der aus ich nicht mehr mit dieser Welt sprechen konnte. So etwas Unheimliches hatte ich noch nie erlebt.
Und dann war alles schwarz.
Fortsetzung folgt…
Comentarios